Blasorchester des Musikvereins Binswangen trotzt bei Doppelkonzert den Restriktionen

ERLENBACH Zwei wunderbare Abende erlebten die Besucher in der coronakonform bestuhlten Sulmtalhalle. Nachdem 2020 die Jahreskonzerte ausfallen mussten, zelebrierte das symphonische Blasorchester des Musikvereins Binswangen diesmal Musik aus Genres, die selten in einem Konzert zu hören sind – Facetten der Blasmusik, die nicht zum Standard gehören. Von Blues und französischen Chansons über Rock bis hin zum Funk war für jeden etwas dabei. Dirigent Dominique Civilotti sagte: „Jede Musik ist Kultur.“

Einfühlsam Der gebürtige Mannheimer, der seit 2016 musikalischer Leiter beim Höchststufenorchester ist, führte mit einfühlsamem Dirigat das Ensemble souverän um alle musikalischen Klippen. Die Vorträge waren trotz der Umstände und Restriktionen in der zurückliegenden Zeit ohne Fehl und Tadel und von äußerster Präzision.

Schon der Auftakt mit „Music for a Festival“ von Philipp Sparke war vielversprechend. Schwungvoll stürzten sich die Bläser auf die beiden äußeren Sätze, der Mittelteil wurde mit zarten lyrischen Elementen von den Holzbläsern ausgestaltet, und der breite Höhepunkt schließlich vom gesamten Orchester grenzenlos ausgekostet.

Im Programm als Welturaufführung angekündigt war „Symphonic Drum’n Brass“, ein Highlight aus dem Album „Power Ballads“ von London Electricity. Arrangiert hatte das aus der Techno-Szene kommende Stück Matthias Bucher.

Danach entführten das Orchester sowie die in Köln lebende Sängerin und Songwriterin Maya Lisa das Publikum in die Welt des französischen Chansons. Voller Leidenschaft und Hingabe wurden die durch Edith Piaf bekannten und von Matthias Bucher arrangierten Lieder, „Je m’en fous pas mal“, „Hymne à L’amour“ und „Milord“ vorgetragen. „Non, je ne regrette rien“ gab es noch als Zugabe, die das Publikum vehement forderte.

Blues Mit Sammy Nesticos’ „The Blues“, laut Civilotti „perfekt ins Programm passend“, wurde Teil zwei des Konzerts eröffnet. Nicht nur das Stück selbst ist großartig, auch die Binswanger Musiker kosteten die Blues-Impressionen grandios aus. Zielsicher färbte danach das Orchester gemeinsam mit der vierköpfigen Funkband, die sich extra für dieses Konzertprogramm zusammengefunden hatte, „Groove Express“. Der Komposition von Kim Dirk Linsenmeyer, der bei der „Welturaufführung“ in der Sulmtalhalle anwesend war, liegt die Melodie „Auf der Schwäbischen Eisenbahn“ zugrunde. Nach der fulminanten Interpretation war selbst Dominique Civilotti „überwältigt“.

Langer Applaus Mit Freddie Mercurys weltbekanntem „Bohemian Rapsody“, arrangiert von Sparke, sollte das Konzert eigentlich enden, doch das Publikum spendete minutenlang Applaus. Dafür gab es als Zugabe noch Luis Armstrongs „What a Wonderful World“.

Quelle: Heilbonner Stimme, 15.11.2021 Seite 31

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