Draußen ist der Herbst mit aller Macht eingekehrt. Aber in der nicht ganz voll besetzten Sulmtalhalle entführt das symphonische Blasorchester des Musikvereins Binswangen mit fünf unterschiedlichen Klanggemälden in andere, wärmere Gefilde – nach Italien. Beliebt und doch problematisch zugleich erweist sich dabei das von Dirigent Dominique Civilotti zusammengestellte Programm. Denn, wer flotte italienische Weisen erwartet hat, wird enttäuscht. Dafür werden die Liebhaber „schwerer Kost“ nach allen Regeln der Musizierkunst verwöhnt. Die Qualität der Vorträge lässt keine Wünsche offen.

Bestens präpariert Von den Protagonisten wird über 30 Minuten höchste Konzentration verlangt. Vom ersten Takt der „William Tell Overture“ von Gioacchino Rossini an beweist das Höchststufen-Orchester, dass es bestens präpariert ist. Unter dem markanten und klaren Dirigat Civilottis wird ebenso durchsichtig wie präzise musiziert. In konzentrierter Prägnanz baut sich Dynamik bis zum Sturm auf, um danach wieder abzuklingen. Das Finale wird mit einem ultra-dynamischem Galopp eingeläutet, der von Trompeten angekündigt und vom Orchester gespielt wird. Die Bläser verdienen sich schon bei diesem Zwölf-Minuten-Stück ein Sonderlob. Danach folgt eine Komposition von Johan de Meij, der das facettenreiche Leben von „Casanova“ in Noten abgebildet hat. Hochmotivierte Bläser realisieren ihre Aufgabe ebenso souverän wie Cello-Solist Zherar Yuzengidzhyan.

Gemeinsam gelingt es vortrefflich, Casanovas Liebesaffären, Gefängnisaufenthalte, die Flucht über scheppernde Dächer, oder wie er in Gesellschaft seiner adeligen Freunde und Gönner feiert und sich amüsiert, zu charakterisieren. Das Binswanger Orchester ist zu bewundern, dass es sich dem vielfältig schwierig-sperrigen Stück widmet. Als „eines der besten originalen Werke für Blasorchester“ kündigt nach der Pause Moderator und Schlagzeuger Manfred Keicher die als „Sinfonia per Banda“ betitelte Ouvertüre von Amilcare Ponchielli an. Die Binswanger meistern das das Werk mit ausdrucksstarkem Einfallsreichtum.

Bei den Filmen „La Strada“, „La Dolce Vita“ oder „Achteinhalb“, denkt man zuerst an den großen italienischen Regisseur Federico Fellini. Dabei ist mit diesen Filmen ein weiterer großer Name verbunden: Giovanni, oder kurz Nino Rota. Der musikalische Querschnitt aus über drei Jahrzehnten Filmklassikern gelingt mit spielerisch leichter Eleganz. Zahlreiche Solisten hinterlassen dabei einen starken Eindruck.

Ungetrübte Freude Die Zuhörer spüren, dass die Freude und Leidenschaft beim Musizieren im Orchester ungetrübt ist – auch beim vermeintlich letzten Stück, dem „Neapolitan Holiday“ von Philip Sparke. Nochmals gibt es italienisches Flair. Dabei entführt „die a Banda des Musikvereins Binswangen unter der Leitung von Seniore Dominique“ die Zuhörer nach Neapel.

Doch der Abschiedsgruß ans Publikum „Arrivederci e buona notte“ lässt noch etwas auf sich warten, denn erst nach dem Geschenk zweier Zugaben, darunter ist der Florentiner Marsch, dürfen die Musiker ihre Instrumente einpacken. Ein weiteres Mal wollten die Binswanger Musiker ihr Konzert in der Alten Mälzerei in Mosbach wiederholen.


Quelle: Heilbronner Stimme | Landkreis Nord | LOKALES | Dienstag, 30. Oktober 2018 | Seite 26

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